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Uganda 2017/1

Acht Stunden dauerte seine Fahrt. Unwegsame Wege. Überladenes Taxi. 12-Plätzer, und 18 Leute drin. Ungefähr so. Aus der sternenbeleuchteten Nacht ging’s hinein in die Wärme eines ugandischen Tages. Ganz alleine machte er sich auf den Weg, weil er uns unbedingt treffen wollte. Auf beiden Augen blind ist er, Gefährtes Patensohn. Seit gut vier Jahren. 24 Jahre lang hatte er keine Ahnung davon, dass sich sein Leben bald grundlegend verändern, er erblinden und seinen Beruf als Grundschullehrer aufgeben würde. Aufgeben muss.

 

Wir dachten, Patensohn würde aus der Nähe zu uns stossen, denn das Blindenheim der Organisation, mit der wir es zu tun haben, liegt nur knapp zwei Fahrstunden von unserem jetzigen Domizil entfernt. Geplant war, dass er gebracht würde. Aber Patensohn kam von zuhause aus ... Was für eine lange, strapaziöse Reise er sich für rund vier wertvolle Stunden intensiven Zusammenseins auf sich genommen hat! Gefährte und ich waren baff und beeindruckt, als unsere Reiseleiterin uns heute Morgen darüber informierte. Sie selber war sehr berührt davon.

 

Die Freude war riesig, auf beiden Seiten, als wir uns begegneten. Zuerst war Patensohn etwas scheu, doch er strahlte übers ganze Gesicht, weil er sich so sehr freute, dass er an einem ersehnten Ziel angekommen war. So herzig: Er trug jenes blaue Hemd, das ich ihm im August 2016 mitgebracht hatte. Leider verpassten wir uns damals. Wir kamen sehr bald in gute Gespräche mit ihm. Er brachte uns auch die medizinischen Berichte zu seinem Augenleiden mit, wodurch Gefährte bald klar wurde, dass Patensohn, ausser über ein Wunder, sein Augenlicht nicht wieder zurückgewinnen kann. Das sei ein grosses Leiden für ihn, erzählte Patensohn gefasst und sehr offen. Gefährte fragte ihn, wie er denn seine Tage gestalte? Im Moment könne er nicht viel mehr mit den Tagen anfangen, als zu warten bis es Abend werde.

 

Wir hoffen sehr, dass wir zusammen mit Verantwortlichen der Organisation darüber nachdenken können, wie Patensohns Zukunft wieder ermutigend und ganz neu hoffnungs- und sinnvoll werden könnte. Step by step. Vielleicht wäre schon mal die Möglichkeit, die Blindenschrift zu erlernen, ein wertvoller Hoffnungsschimmer, der seinen Tagen Sinn verleihen könnte? Sollte recht gut zu realisieren sein, denken wir. Wir werden es in unseren Herzen bewegen und genauso Gott ans Herz legen. Er sagt von sich selbst: „Ich bin der Weg.“ Gilt für blinde Menschen nicht weniger als für die Sehenden. Im Gegenteil. Die Benachteiligten sind Gottes besondere Herzstücke.

 

Bevor Patensohn wieder aufbrechen musste, übergaben wir ihm noch unsere mitgebrachten  Geschenke. Dinge zum Anziehen, Nützliches und Nettes für die Körperpflege und ein paar Gaumenfreuden aus der Schweiz. Seine Freude an einem einfachen Rucksack oder 3 Paar Unterhosen z.B. lässt sich nicht in Worte fassen ...  Patensohn jubelte, ging auf die Knie, umarmte Gefährtes Beine und war zutiefst von Dank und übersprudelnder Freude erfüllt. Solche spontane, unbeschreibliche Freude und Bescheidenheit überraschte und berührte uns beide tief. Beschämte auch irgendwie heilsam. Was nehmen wir nicht immer wieder für viel zu selbstverständlich. Auch Unterhosen.

 

Ein reich gesegneter Nachmittag, der wohl in uns allen segensreich nachklingen wird.

Danke Herr, für soviel Segen, der mit keinem Geld zu erstehen ist.

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