... schlief ich sehr unruhig. Besser gesagt, die meiste Zeit gar nicht. Immer wieder wälzte ich Gedanken rund um die Flüchtlingsthematik und die aus meiner Warte überaus gespannte Weltlage. Fragen bewegten mich wie: "Wann geht es in Europa los? Was kommt noch alles auf uns zu? Wie stehe ich das durch?" Und da nachts alle Gedanken schwärzer als die Nacht daherkommen, machte sich wieder einmal Angst breit in meinem Bauch. Ja, das ist bei mir der Platz, an dem sich die kraftraubende Angst einnistet.
Gegen 05.30 Uhr erwachte Gefährte neben mir und realisierte, dass ich wach lag und nicht guter Dinge war.
"Was beschäftigt dich", erkundigte er sich beherzt.
"Die politische Lage unserer Welt. Hab die meiste Zeit kein Auge zugebracht diese Nacht...", erklärte ich spontan unter Tränen, die meine dunkle Angst ans Licht brachten. Gefährte zündete drei Kerzen an und nahm mich in den Arm. Schon bald musste er sich bereit machen, um zur Arbeit zu fahren.
Später stieg ich wie benebelt die Treppe zur Küche runter, um unserem Pooh sein Fressen bereit zu machen. Kurz darauf stand weisse Lilie vor der Küche und begrüsste mich herzlich zum neuen Tag. Und dann kam's:
"Diese Nacht gab's in Paris verschiedene Anschläge durch die IS - über 100 Menschen wurden getötet. Es kommt näher. Hab's gerade in den Nachrichten vernommen", erklärte sie mir.
Ehrlich gesagt, ich wunderte mich überhaupt nicht - dass ich so schlecht geschlafen und obige Gedanken gewälzt hatte ... Meine nächtliche Angst bekam am Morgen auf einmal einen konkreten Namen. Ansonsten wundere ich mich sehr über die so sinnlos-grausame Gewaltbereitschaft von uns Menschen.
Etwas am Pariser Desaster hat mich erstaunt. Nein, eigentlich hab ich mich dankbar darüber gefreut. Gefährte erzählte mir, dass auf dem Platz des Fussballstadions sich drei Terroristen ausserhalb des Stadions in die Luft gesprengt haben und nur eine weitere Person ums Leben gekommen sei. Natürlich ist auch das schon Leid genug. Denke dran: Wenn der Vierte Gefährte gewesen wäre ...? Persönlich glaube ich aber, dass die drei Terroristen aus irgend einem gnädigen Grund ihren eigentlichen Auftrag nicht ausführen konnten - und der hätte bestimmt im Stadion erledigt werden sollen. So erkenne ich mitten in der grossen Verrücktheit auch noch eine Spur der Gnade!
"HERR Jesus Christus, hab Dank, dass die Menschen im Stadion geschützt geblieben sind. Ich bitte Dich, erbarme Dich über all jenen Menschen in Paris, die Angehörige auf grausame und jähe Weise verloren haben. Lass sie nicht irre werden an diesem Irrsinn oder irren Unsinn.
Begegne auch jenen Menschen, die weitere solche Verrücktheiten planen und überführe sie von ihrem Wahnsinn. Ja, führe sie hinein in ein sinnerfülltes Leben an Deiner Seite, der Du ein Herz voll Gnade und Wahrheit hast.
Hilf auch uns Schweizern immer klarer zu erkennen, dass nicht wir die Götter sind, die unser Leben und Land im Griff haben - sondern dass Du der allein wahre Gott bist, der auch inmitten solcher Schrecklichkeiten nicht am Ende Seines Trostes, Seiner Weisheit und Möglichkeiten ist. Ja, dass nicht Du auf uns angewiesen bist. Vielmehr umgekehrt, damit es in uns und um uns liebevoll(er) zu und hergehen soll.
Ich bitte Dich innigst um Glauben wider allen gegenwärtigen äusseren Schein und entscheide mich gegen den Geist der Furcht und noch entschiedener für den Geist Deiner Kraft. Wollen habe ich wohl. Vollbringen, was gut ist - dazu brauche ich Deine Hilfe. Täglich neu. Kyrie eleison. Amen."
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.
2. Timotheus 2/7
Song: Euer Herz erschrecke nicht (Heiko Bräuning)
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